Kaliningrader Gebiet
- Caro Lin
- 20. Jan. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Nun ja, dass es mich mal hierhin verschlagen wird, war auch wieder "Schuld" meines damaligen Arbeitgebers, einem Reiseveranstalter für Nord- und Osteuropa. Mir war das "Kaliningrader Gebiet", einer russischen Exklave, dank meiner Stief-Oma, einem Kriegsflüchtling von dort, zwar bekannt aber trotzdem dennoch so unbekannt...versteht ihr was ich meine? Jedenfalls fand ich es sehr aufregend, denn ich war noch nie vorher in Russland gewesen und irgendwie so zwiegespalten, was mich wohl erwarten würde und das, wo es damals sogar mal zu Deutschland gehörte (Ostpreußen/Königsberg).
Das erste war der Flughafen und ich glaube, Bilder sprechen manchmal mehr als 1000 Worte...also sagen wir so...wirklich vertrauenserweckend fand ich ihn nicht. Weiter aufgefallen waren mir die "Follow Me Cars", die wahrscheinlich ausrangierte Ladas aus DDR-Zeiten waren und weibliches Sicherheitspersonal mit High Heels und Kalashnikov im Arm. Aber gerade dieser Kontrast, machte alles so herrlich spannend und aufregend.
Zuerst fuhren wir in die Hauptstadt Kaliningrad, wo wir im 4* Hotel Kaiserhof eincheckten. Und Leute, was soll ich euch sagen...Kaliningrad hat mich wirklich sowas von überrascht. Alte Ruinen, direkt neben modernen Hotels, Einkaufszentren etc., mal fühlt man sich an Zeiten weit vor der Wende zurückversetzt und dann befindet man sich auf einmal in einem absolut modernem Gebäude, dessen Standard locker mit dem westlichem Europa mithalten kann.
Unser Hotel lag direkt am Fluß Pregel, der sich durch die Stadt schlängelt und genau dahinter das "Ghetto" von Kaliningrad. Das ist auch gar nicht abwertend gemeint, denn die durch Stalin entworfenen Ghettos waren eben nur praktisch aber nicht schön. Wie Legebatterien aus Beton eben...aber auch so etwas finde ich spannend.
Nach den ersten Hotelbesichtigungen stand als Programmpunkt noch das Bernsteinmuseum auf dem Plan, denn da das Kaliningrader Gebiet an der Ostsee liegt, ist Bernstein natürlich auch hier ein großes Thema. Danach zogen wir noch auf eigene Faust ein wenig durch die Innenstadt, bevor wir uns abends im Hotel zum gemeinsamen Abendessen trafen.
Am nächsten morgen starteten wir dann Richtung Fringilla, zu einer Vogelwarte. So langsam fühlte ich mich von Bernstein und Vogelwarten etwas verfolgt aber nun ja, auch das ist nun mal eben Teil der Ostsee-Anrainerstaaten. Nachdem ich den Besuch in der Vogelwarte "überstanden" hatte, wurden wir aber mit einem schönen Ausflug zum russischen Teil der Kurischen Nehrung belohnt. Hier sah es eigentlich genau so aus, wie auf dem litauischen Teil. Dünen über Dünen und Natur pur. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Stopp in Cranz (russ. Selenogradsk) am Fuße der Kurischen Nehrung, wo wir von einem unserer Partnerhotels zum Mittagessen eingeladen waren und den Aufenthalt noch mit einem Spaziergang am Strand verbanden.
Zurück in Kaliningrad, standen noch ein paar Hotelbesichtigungen an, denn das sollte natürlich auch nicht zu kurz kommen und ich war mal wieder positiv überrascht, wie unfassbar gut der Hotelstandard in der gehobenen Kategorie dort ist.
Abends haben wir in einem Restaurant gegenüber unseres Hotels zu Abend gegessen, in dem auch gerade eine russische Hochzeit gefeiert wurde. Es war ein sehr geselliger Abend, denn wir haben uns einfach unter das feiernde Volk gemischt und ordentlich mitgefeiert. Für das Hochzeitspaar schien dies kein Problem gewesen zu sein, denn wir wurden herzlich aufgenommen und genau dieses zwanglose Aufeinandertreffen zweier Kulturen liebe ich ;-)
Am nächsten morgen und ein klein wenig verkatert, machten wir uns auf den Weg nach Rauschen (russ. Swtlogorsk), einem Seebad an der Ostsee, wo wir den Tag verbrachten. Rauschen hat mir richtig gut gefallen. Ein wirklich schöner Ort mit vielen netten Sehenswürdigkeiten. Der historische Ortskern von Rauschen liegt oberhalb des Strandes und der Promenade. Mit am bekanntesten ist wohl der Wasserturm, der Soldaten Aufzug (hierbei handelt es sich um eine Art Fahrstuhl, die die Soldaten damals vom oberhalb gelegenen Ortskern zur Strandpromenade brachte) und das 5* Hotel Grand Palace, in dem unser Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder Stammgast ist. Lustig fand ich auch die Seilbahn mit ihren kleinen 2-Mann-Gondeln, die zwischen Strand und Ortskern verkehrten, falls man den Weg nicht zu Fuß bestreiten möchte aber wir haben uns für Letzteres entschieden. Heute ist die Seilbahn nicht mehr in Betrieb, ob diese wieder ihren Betrieb aufnehmen werden oder eine Alternative geplant ist, kann ich leider nicht sagen.
Rauschen ist übrigens im 2. Weltkrieg weitestgehend verschont geblieben, daher gibt es hier so viele schöne historische Gebäude.
(Wasserturm)
(Soldatenaufzug)
Abends machten wir uns dann wieder auf den Rückweg nach Kaliningrad, wo wir den Abend in einer der unzähligen Hofbrauhäusern ausklingen ließen. Der deutsche Einfluss ist hier immer noch allgegenwärtig.
Am nächsten und letzten Tag unserer Reise ging es noch auf einen Stadtrundgang durch Kaliningrad an Sehenswürdigkeiten, wie z.B.:
Dem Königsberger Dom
Der Christ-Erlöser-Kirche
Dem Brandenburger Tor (heißt tatsächlich so)
Dem King`s Gates
etc....
Hier übrigens eine kleine Erklärung, warum "Mütterchen Russland", so wie es eigentlich richtig heißt, oft auch "Väterchen Russland" genannt wird:
Kleiner Spaß, denn von vorne sah "Mütterchen Russland" natürlich so aus:
Kaliningrad und auch das Oblast Kaliningrad, auch Kaliningrader Gebiet genannt, war durchaus eine sehr interessante Reise voller Gegensätze und mal etwas Anderes, als die Arten von Reisen, die ich sonst so gewohnt war. Ob ich privat noch mal wieder kommen würde, weiß ich nicht. Wer sich sehr für Historie und Geschichte interessiert, der ist hier aber auf jeden Fall sehr gut aufgehoben.
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