Danzig, Zoppot, Leba und Kaschubische Schweiz
- Caro Lin
- 20. Jan. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Feb. 2024
So nah und doch so fern....da muss man erst 35 Jahre alt werden, um endlich mal nach Polen zu kommen. Dank meiner Tätigkeit bei meinem damaligen Arbeitgeber, einem Reiseveranstalter für Nord- und Osteuropa, kam ich dann aber endlich mal in die Verlegenheit.
Über Danzig hatte ich schon viel Gutes gehört und war daher umso mehr gespannt aber Danzig war ja nur eines unserer Ziele.
Mit einer Arbeitskollegin und der Scandinavian Airways flog ich mit Zwischenstopp in Kopenhagen weiter nach Danzig, wo wir von unserer Zielgebietsagentur herzlich empfangen wurden. Wie eigentlich meist auf diesen Inforeisen, herrscht ein straffer Programmplan und so ging es dann relativ zügig mit einem Stadtrundgang durch die Altstadt Danzigs los. Die Häuserfassaden haben mich teilweise sehr an Amsterdam erinnert, nur dass hier der Unterschied ist, dass die meisten Häuser zwar alt aussehen, aber es nicht sind. Wie funktioniert das? Indem die Fassaden bestehen bleiben, aber das eigentliche Haus dahinter neu erbaut wurde, da auch Danzig dem Krieg zum Opfer fiel und somit zumindest das Stadtbild beibehalten werden konnte.
Die wohl mit bekannteste Sehenswürdigkeit Danzigs ist das "Krantor", der größte Hafenkrahn des mittelalterlichen Europas. Gewaltig thront das Krantor über dem durch Danzig fließendem Fluß, der Mottlau.
Es gibt natürlich noch weitere Sehenswürdigkeiten Danzigs, wie die berühmte Marienkirche, dem Neptunbrunnen am Fuße der Langgasse, dem Solidarność-Museum etc....wobei wir schon beim nächsten Programmpunkt wären: Dem Solidarność-Museum!
Solidarność Hier geht es u.a. um die Geschichte, der Lenin-Werft und der durch
dem Friedennobelpreisträger Lech Wałęsa gegründeten antikommunistischen Bewegung Solidarność, aus der die gleichnamige Gewerkschaft entstand. Wer mehr zu dieser Geschichte wissen möchte, sollte das am besten mal googeln. Dies geschichtlich hier weiter auszuführen würde leider den Rahmen sprengen aber eins kann ich sagen, dies war eines der interessantesten Museumsbesuche, die ich jemals erleben durfte und kann ich wirklich jedem empfehlen, den es mal nach Danzig verschlagen sollte.
Danach stiegen wir auch schon in den Bus, der uns in eine Destillerie brachte, wo das berühmte "Danziger Goldwasser" hergestellt und auch verkauft wird.
Nach einer ausgiebigen Verkostung muss ich nicht mehr ausführlich auf unseren Gemütszustand hinweisen, oder? ;-)
Dann fuhren wir zu unserem Hotel in der kaschubischen Schweiz nach Kartuzy, wo es ein gemeinsames Abendessen gab. Vielleicht hätte man die Schnapsverkostung hinter das Abendessen legen sollen (zwecks Grundlage) aber wir wollen uns ja mal nicht beschweren.
In Polen wird übrigens sehr viel Schwein, Fisch oder Sauerkraut gegessen und die "Folklore-Band" durfte natürlich auch nicht fehlen, denn die kaschubische Schweiz ist bekannt für Ihre Folklore und Trachten.
Dies sind z.B. Relikte aus einem Heimatmuseum, welches wir am nächsten Tag besucht hatten und wo uns die früheren Gegebenheiten und Traditionen der Kaschubischen Schweiz näher gebracht wurden. Aber da so ein Museumsbesuch auch sehr durstig macht, fuhren wir weiter zu einer kleinen Brauerei, wo es eine Bier-Verkostung gab. Immerhin war 12:00 Uhr schon durch ;-)
Danach ging es lustig weiter und zwar in das "verkehrte Haus" in Szymbark. Ein auf dem Kopf stehendes Haus im Themenpark Szymbark, wo man noch weitere Attraktionen finden kann. Ich muss sagen, es ist schon lustig, wie uns unser Gehirn manchmal austrickst. Jedenfalls wurde nach Begehen des Hauses einem sofort schwindelig, da nichts so war wie es eigentlich sein sollte. Diese Asymmetrie, die das verkehrt herum stehende Haus zwangsläufig mit sich brachte, hat das ganze Gleichgewicht durcheinander gebracht, wobei das Bier wahrscheinlich auch nicht ganz unbeteiligt daran war :-)
Aber auch andere Attraktionen wie das längste Brett der Welt (steht sogar im Guiness-Buch der Rekorde), einer Dampflokomotive aus den 30er Jahren, einem Bunker, der damals Teil des Verteidigungssystems war und, und und.....kann man in Szymbark bestaunen.
(Das längste aus einem Stück Holz gesägte Brett - 36,83 m lang)
Weiter ging es dann nach Leba...in Leba gibt es die berühmten Wanderdünen, die auch im Abspann des Films "Keinohrhasen" eine Rolle spielten.
Ich glaube, wir hätten keine bessere Uhrzeit für den Besuch der Wanderdünen wählen können, denn die Abendsonne hüllte die Dünenlandschaft in ein wunderschönes Licht.
An diesem Abend übernachteten wir im Hotel Lisewski Dwor. Das Besondere an diesem Hotel ist, dass es nachdem das Gutshaus damals verlassen wurde und ziemlich heruntergekommen war, vom neuen Eigentümer mit viel Liebe zum Detail aufwendig renoviert wurde.
Insgesamt war es dennoch ein bisschen spooky und lustig zugleich. Der Portier, der uns empfing war gleichzeitig auch der Kellner im Restaurant, der uns später bediente, der Barkeeper abends an der Bar und ja, eigentlich habe ich die ganze Zeit kein anderes Personal gesehen, als ihn. Ein wenig "schräg" war er auch aber ganz im positivem Sinne gemeint. Abends saßen wir mit ihm noch an der Bar, wo er uns Fotos aus der Umbauphase zeigte und etwas über die Geschichte des Hauses erzählte. Hatte etwas von Lagerfeuerromantik ;-)
Die Zimmer sind alle sehr individuell gestaltet und ich hatte das wahrscheinlich schönste Zimmer, das "Turmzimmer". Es lag im obersten Stockwerk und zuerst hatte ich mit dem Schlimmsten gerechnet, als ich die immer schmaler werdende Wendeltreppe hochstieg und im obersten Stockwerk angekommen war aber als ich die Tür öffnete, erwartete mich ein traumhaftes Zimmer mit Galerie und großen Fenstern. Wirklich schön...
Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück weiter Richtung Danzig aber natürlich stand auf dem Weg dorthin noch der ein oder andere Programmpunkt an. So fuhren wir z.B. erstmal in ein Freilichtmuseum, indem wir noch mehr über die Lebensweise der Kaschuben damals erfuhren, sowie zum Schloß Krokowa mit seinem wunderschönen Schloßpark. Ich muss dazu sagen, dass wir gerade Herbst hatten und der Schloßgarten voller Laubbäume war. Ein superschöner Anblick....da Polen generell aus sehr vielen Laubwäldern besteht, hatte die ganze Reise ein wenig "Indian Summer"-Feeling.
Aber damit nicht genug, das Wetter war schön, die Laune gut...also ging es weiter nach Zoppot, einem polnischem Seebad nahe Danzig. Übrigens auch die Geburtsstadt des Schauspielers Klaus Kinski. Wohl am berühmtesten in Zoppot ist aber die lange Seebrücke. Mit ihren 511,5 m Länge ist sie tatsächlich die längste Seebrücke Europas.
Ansonsten hat Zoppot einen wunderschönen weitläufigen Strand und wie eigentlich in sämtlichen Seebädern auch, eine sehr schöne Promenade und Fußgängerzone. Nach einem ausgiebigen Bummel durch Zoppot fuhren wir weiter ins Hotel auf der zu Danzig gehörenden Sobieszewo-Insel, frisch machen und ab nach Danzig zu einem Empfang ins Marina Club Hotel, wo wir von der Rooftop Bar einen wunderschönen Blick auf die beleuchtete Stadt werfen konnten. Ich lieb`s....
Am nächsten Morgen ging es etwas sportlicher los. Nach dem Frühstück machten wir eine Fahrradtour an die Ostsee aber nicht, ohne auf dem Weg an einem Vogelreservat mit Aussichtsturm Halt zu machen, wo schon ein Ornithologe auf uns wartete. Okay....muss man mögen. Mein Fall ist es ehrlich gesagt nicht aber auch dies ist ja Geschmackssache. Nachdem wir nun bestens über die Vogelkunde informiert waren, fuhren wir weiter quer durch den Wald Richtung Ostsee, wo es noch auf Bernsteinsuche ging. Denn Bernstein, das Gold der Ostsee, ist natürlich in jedem der Anrainerstaaten Thema und hat mich schon auf vielen Inforeisen begleitet. Gefunden habe ich natürlich keine aber die gesamte Tour war sehr lustig ;-)
Nach dem auschecken fuhren wir wieder in die Danziger Innenstadt, denn hier sollte nun unsere letzte Übernachtung sein und natürlich gab es noch einiges bei einem gemeinsamen Stadtrundgang zu erkunden, schließlich hatten wir ja noch nicht alles gesehen. Zuerst besichtigten wir das Shakespeare-Theater, welches, genau wie das Solidarność-Museum, sehr modern war. Im allgemeinen ist Danzig eine sehr moderne Stadt und dennoch traditionell. Weiter in die Langgasse, mit seinen wunderschönen alten Fassaden und kleinen Verkaufsständen, vorbei am Neptunbrunnen und der Marienkirche und dann hatten wir noch ein wenig Freizeit, die ein paar aus der Gruppe und ich dazu nutzten, um Mittag zu essen. Durch Zufall entdeckten wir ein ziemlich cooles Diner`s in der Straße Dluga 47/49. Lecker, authentisch und cooles Interieur. Nach dem Essen trafen wir uns alle auch schon an der Mottlau, wo es mit einem Piratenschiff zur geschichtsträchtigen Westerplatte ging, die durch den 2. Weltkrieg traurige Berühmtheit erlangte denn hier, so heißt es, war der Beschuss eines polnischen Munitionslagers am 01.09.1939 der Auslöser und Beginn des 2. Weltkrieges.
Den letzten Abend ließen wir bei einem gemeinsamen Abendessen in einem polnischen Lokal an der Mottlau ausklingen und am nächsten Morgen ging es sehr früh wieder zurück nach Hamburg...
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