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Baltikum....Litauen, Lettland, Estland

  • Autorenbild: Caro Lin
    Caro Lin
  • 21. Jan. 2024
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan. 2024

Bei meiner 8-jährigen Anstellung eines großen Reiseveranstalters für Nord- und Osteuropa mit dem Schwerpunkt Baltikum, musste ich mich natürlich mal selber von diesen schönen Ländern überzeugen. Ich gestehe, dass das Baltikum mich bis dahin gar nicht so gereizt hatte, da es mich privat doch eher in südliche Gefilde zieht aber ich wurde eines Besseren belehrt und wenn man schon dienstlich reisen darf, dann nimmt man das auch gerne mit.


Zuerst ging es mit dem Flugzeug nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens, wo uns unsere örtliche Incoming-Agentur empfangen hatte. Vilnius wird übrigens auch "Stadt der 1000 Kirchtürme" genannt und das nicht ohne Grund. Wer sich gerne imposante Kirchen anschaut, der ist hier sehr gut aufgehoben. Ich bin zwar nicht gläubig aber dennoch finde ich, haben Kirchen immer etwas sehr ehrfürchtiges und sobald man die Schwelle betreten hat, überkommt einem so eine gewisse innere Ruhe. Außerdem finde ich es immer wieder spektakulär wenn man sich bewusst macht, dass die meisten Kirchen bereits vor mehreren Hunderten von Jahren erbaut wurden und was architektonisch damals schon möglich war. Aber so ist das ja nicht nur mit Kirchen, sondern auch mit Schlössern, Burgen etc.



Natürlich stand auch die ein- oder andere Hotelbesichtigung an und ich war sehr erstaunt darüber, wie hoch der Hotelstandard im mittleren bis gehobenen Mittelklassebereich dort ist. Ich habe z.B. etliche 4*-Hotels gesehen, die einen weitaus besseren Standard hatten, als ein vergleichbares Hotel in Deutschland. Man muss aber auch fairerweise sagen, dass im Baltikum viele Hotels nach der Wende neu entstanden sind, während hier zu dem Zeitpunkt die meisten Hotels schon etliche Jahre auf dem Buckel hatten.


Abends ging es gemeinsam mit der Gruppe auf eine mittelalterliche Festung, wo uns schon eine traditionelle litauische Folklore-Gruppe empfangen hatte und gutes Essen und leckerer litauischer Wein natürlich nicht fehlen durfte.


Am nächsten morgen fuhren wir nach einem ausgiebigem Frühstück Richtung Klaipeda, aber nicht ohne einen Zwischenstopp an der berühmten Wasserburg in Trakai zu machen, welches heute als Museum genutzt wird und sich so einige mystische Sagen bis heute wacker halten. Alle drei baltischen Staaten sind übrigens sehr mystische Länder und die Balten lieben Ihre Sagen und Legenden und lassen keine Gelegenheit aus, um nicht zu allem was einem so in die Quere kommt, eine passende Sage parat zu haben.



Nun zu Klaipeda...Klaipeda (früher Memel genannt) ist eine Hafenstadt in Litauen. Sollte man z.B. mit der Fähre anreisen, wäre die klassische Route Kiel - Klaipeda mit DFDS Seaways. Die Fähranreise ist übrigens die wohl beliebteste Anreiseart für das Baltikum, da diese drei Länder einfach prädestiniert für Auto-/Motorrad- oder Fahrradrundreisen sind. Ihr habt richtig gehört....Fahrradrundreisen. Mein damaliger Chef hatte selber das Baltikum schon etliche Male per Fahrrad oder mit dem Motorrad bereist und somit durfte eine 3-wöchige Rundreise "Baltikum per Rad" nicht in unserem Portfolio fehlen. Aber ich schweife schon wieder ab...zurück nach Klaipeda. Nach einem kleinen Stadtrundgang durch Klaipeda - inzwischen war es schon Abend - fuhren wir ins Hotel, wo wir noch einen sehr schönen und geselligen Abend mit der Gruppe hatten.



Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück auf eine 30-minütige Fährüberfahrt auf die Kurische Nehrung. "Kurische was...?" - ja, das hatte ich mich damals auch gefragt, als ich mein Anstellung bei dem Reiseveranstalter begann aber die Kurische Nehrung müsste allen ein Begriff sein, die sich für den Schriftsteller Thomas Mann interessieren. Thomas Mann hatte dort nämlich ein Ferienhaus, welches auf unserem Besuch dort natürlich auch auf dem Programm stand. Heute ist es ein Museum und Kulturzentrum. Die Weite der Kurischen Nehrung und das rauschen der Ostsee hatte auf Thomas Mann eine sehr beruhigende und inspirierende Wirkung und das ein- oder andere literarische Werk entstand hier wie z.B. "Das Sommerhaus" oder "Joseph und seine Brüder".

Aber was ist denn jetzt genau die "Kurische Nehrung"? Die Kurische Nehrung (lit. Kursiu Nerija) ist eine 52 Km lange Halbinsel. Die Gemeinde Neringa ist ein Zusammenschluss der Dörfer auf der Nehrung – u.a. Alksnyne, Nida, Preila, Pervalka, Smiltynė und Juodkrantè. Der bekannte Dünenstreifen wird von Ostsee und Kurischem Haff gesäumt. Er ist ein Nationalpark und gehört zum UNESCO-Welterbe. Bekannt ist die Kurische Nehrung für die großen Sanddünen, die im Schnitt rund 35 Meter hoch sind, wobei die höchste Düne sogar 60 Meter hoch ist.

Aber es gibt nicht nur den litauischen Teil, sondern auch den russischen Teil. Jawoll, die Nehrung ist quasi zweigeteilt, denn Litauen teilt sich diese mit der russischen Exklave "Kaliningrader Gebiet". Dazu aber in einem anderen Beitrag mehr, denn das Kaliningrader Gebiet durfte ich ebenfalls bereisen (Beitrag folgt noch).




Touristisch am erschlossensten ist der Hauptort Nida. Hier findet man auch die meisten Hotels. In Juodkrante besuchten wir den "Hexenberg", ein Waldgebiet, in dem viele aus Holz geschnitzte Skulpturen stehen. Jede einzelne Skulptur erzählt ihre Sage, wo wir wieder beim Thema Mythologie wären. Gleichzeitig ist der Hexenberg auch ein beliebtes Wandergebiet und die Wanderwege eben von rund 80 geschnitzten, leicht gruseligen Skulpturen gesäumt werden.


Nach einem Mittagessen in einem unserer Partnerhotels und ein bisschen Freizeit in der wir Nida noch etwas unsicher gemacht haben, fuhren wir zurück auf das Festland von wo es dann weiter Richtung Riga ging. Eine etwas längere Busfahrt stand uns bevor, was aber überhaupt nicht dröge war. Wir fuhren dem Sonnenuntergang entgegen und ich muss sagen, das war einer der schönsten Sonnenuntergänge den ich jemals erleben durfte. Aber was wäre eine lange Busfahrt ohne einen Zwischenstopp. In unserem Fall war es der an der lettischen Grenze nahegelegene "Berg der Kreuze" in Siauliai. Hierbei handelt es sich um einen Wallfahrtsort auf einem ca. 10 m hohem Doppelhügel, welcher sich auf rund einem Hektar Fläche erstreckt auf dem unzählige Kreuze aufgestellt sind. Einer Legende nach hatte damals Anfang der 40er Jahre ein Mann am Krankenbett seiner schwerkranken Tochter gewacht. Als er kurz einschlief, erschien ihm im Traum eine weiße weibliche Gestalt, die ihm befahl an diesem Ort ein Kreuz aufzustellen, was er dann auch tat. Als er nach Hause zurück kehrte, war seine Tochter gesund. Eben dieser Legende glaubend, taten es ihm ganz viele Menschen nach, um Leid jeglicher Art zu "heilen" und Hoffnung in diesen mystischen Ort zu legen.

Auch wenn dieser Ort inzwischen mehr Touristenattraktion als Wallfahrtsort ist, wurde man bei Ankunft sofort von dieser mystischen Stimmung gepackt. Die rötlich schimmernde Abendsonne hat dem Ganzen noch mal ein ganz besonderes Flair verliehen.

Wie viele Kreuze es heute inzwischen sind, weiß kein Mensch aber es sind verdammt viele und es kommen täglich neue dazu.







Am Abend in der Hansestadt Riga, "der Stadt des Jugendstils" angekommen, haben wir einen kleinen Stadtrundgang gemacht. Riga ist eine sehr schöne und mondäne Stadt. Während unseres Aufenthalts gab es überall in der Stadt Open-Air-Musikveranstaltungen und somit war ordentlich was los. Die Letten sind ein sehr offenes und freundliches Volk. Leider hatten wir in Riga insgesamt viel zu wenig Zeit und irgendwann muss ich auf jeden Fall noch mal dorthin.

Am nächsten morgen ging es nach dem Frühstück auf einen weiteren Stadtrundgang in das Jugendstilviertel Rigas`. Sollte jemand von Euch schon mal in Hamburg-Eppendorf gewesen sein, dem muss ich leider sagen, dass Hamburg-Eppendorf nicht mal annähernd an diese imposanten Jugendstilgebäude ran kommt. Der architektonische Hauptakteur dieses Jugendstilviertels in Riga war u.a der deutschbaltisch-jüdische Architekt Michail Ossipowitsch Eisenstein (1867-1921), der die verschiedenen Arten des Jugendstils miteinander vereinte. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus und ein Haus war schöner als das Andere. Das Jugendstilviertel findet Ihr übrigens im Viertel der Botschaften, der Alberta iela und Elizabeta iela. Ihr könnt es Euch vielleicht schon denken..."iela" heißt Straße.






Natürlich standen auch noch ein paar Hotelbesichtigungen auf dem Programm und auch hier zeichneten sich die Hotels im gehobenen Mittelklassebereich durch einen sehr guten und modernen Standard aus. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in einem sehr schönem Restaurant, welches sich in einem Gewölbekeller befand machten wir uns dann auch schon auf die Weiterreise Richtung Tallinn in Estland.


An dieser Stelle ist noch zu erwähnen, dass alle drei baltischen Staaten sehr mittelalterlich geprägt sind, was sich auch in den Stadtbildern wieder spiegelt, aber was das anbelangt war Tallinn noch mal ein ganz besonderes Highlight. Hier fühlt man sich quasi, als wäre man noch mitten im Mittelalter. Die ganze Altstadt besteht fast ausschließlich aus Kopfsteinpflaster, überall gibt es urige Hinterhöfe in denen sich schnuckelige Mittelaltercafés oder Handwerksateliers befinden. Ebenso findet man aber auch viele russische Einflüsse wie z.B. die Alexander Nevsky-Kathedrale, die mit ihren Zwiebeltürmen das Sinnbild für Russland darstellt.



Nach unserer Ankunft wurden erstmal wieder ein paar Hotels gecheckt, denn Sinn dieser Info-Reisen ist natürlich nicht nur Land und Leute kennen zu lernen, sondern eben auch die Unterkünfte genauer unter die Lupe zu nehmen, denn nichts kann man so gut verkaufen, wie das was man selber kennt und es gibt durchaus schlechtere "Arbeitsplätze" als so eine Info-Reise ;-)


Abends sind wir alle in die Altstadt zum Restaurant "Peppersack" gegangen. Dies ist, wie soll es anders sein, ein mittelalterliches Restaurant in dem wir einen sehr schönen und geselligen Abend hatten und man sich wirklich ein paar 100 Jahre zurück versetzt gefühlt hat. Abgerundet hat den Abend noch ein Besuch in einem Irish Pup, von dem es in Tallinn übrigens so einige gibt. Was man vielleicht noch wissen sollte....besonders in den Sommermonaten wird Tallinn überschwemmt von feierwütigen Finnen, die ihren Schulabschluss dort feiern. "Spring Break des Nordens" sozusagen (ok, vielleicht nicht ganz so schlimm) aber allgemein ist Tallinn bei den Finnen ein sehr beliebtes Reiseziel. In nur 2 Stunden setzt die Fähre von Helsinki nachTallinn über also trifft man im allgemeinen sehr viele Finnen dort an.





Mein Fazit zum Baltikum: wirklich drei unfassbar schöne Länder, von der jedes seinen eigenen Charme hat. Grundsätzlich kann man sagen, je mehr man in den Norden kommt, desto mehr "tauen" die Balten auf und von Land zu Land werden die mittelalterlichen Einflüsse größer. Tallinn hat mir persönlich am besten gefallen und ich würde jederzeit wieder kommen.

 
 
 

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